Geburt und SARS-CoV-2

Wir, Mama Papa und K1(4.5 Jahre), erwarteten unseren Nachwuchs für die Ostertage 2020.
Deshalb hatten wir folgenden Plan gefasst:
– Setzen die Wehen ein, kommt K1 zu ihrem besten Freund und darf dort übernachten,bzw. dessen Mutter wäre schnell vorbeigekommen und hätte bei uns übernachtet, bis
– Oma und Opa holen K1 ab und es verbringt ein paar lustige Tage auf dem Land, vielleicht sogar über Ostern, für eine Eiersuche ist alles vorbereitet.
– Mama und K2 kommen ein paar Tage später aus dem Krankenhaus, Papa besucht sie jeden Tag, kümmert sich um das Bürokratische.
– K1 und K2 sind über die Ostertage zusammen mit Eltern, kein Problem Papa hat ja Elternzeit.
– K1 geht wieder in den Kindergarten, Papa nach 1 Monat wieder auf Arbeit, Mama und K2 haben genug Routine, um das zu meistern.

Man sieht, absolut kein Stress, super geplant, so wie es inzwischen jede Menge Eltern machen.
Mit dem zweiten Kind hat man ja schon etwas Erfahrung, dass wir keine Hebamme bekommen haben, ist auch nicht schlimm, mit der U-Bahn kommt man recht schnell zur Hebammenpraxis in 15 Minuten.

Tja, und dann kam Corona.
Seit Anfang März ist Papa im Home Office.
Das ist ok, K1 geht ja in den Kiga.
Kiga wird geschlossen.
Kein Problem, Mama ist ja in Mutterschutz, wir haben zwar kein Büro, aber bei 3 Zimmern findet man doch immer ein Freies, Papa muss halt auf Bett oder Sofa ausweichen.
Allerdings, was machen wir bei der Entbindung?
Oma und Opa fallen aus, Kontaktsperre, Risikogrupe, etc.
Befreundete Familie nimmt sie über Nacht auf, ist wohl eine Grauzone, aber was will man machen?
In den Kreißsaal durfte ich noch mit, danach aber kein Besuch mehr.
Ist ok, ich hatte ja genug Zeit bei K1 Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln, schade, aber so ist das nunmal.
Am nächsten Tag, nach der Geburt, K2 anmelden, zum Glück gibt es die Option noch im Kh, danach K1 abholen. Nach 3 Wochen, ohne Kontakt zu anderen Kindern, war sie recht froh, wenigstens einen halben Tag mit ihrem besten Freund zu verbringen.
2 Tage später dann Mama und K2 abholen. Warten, bis die 2 runtergebracht werden. Dann langsamer Fußweg nach hause.
Seitdem ist Mama mit K2 beschäftigt, so ein Säugling bedarf ja etwas Aufmerksamkeit, die erfahrenen Leser werden das wissen.
K1 und Papa sind am Erziehen. So in etwa sich gegenseitig. Kein Kontakt zu Verwandten und Freunden trifft K1 nach 5 Wochen doch schon sehr hart.
Zum Glück habe ich Elternzeit. Denn ohne Hilfe ist K1 ein full-time job. Werden Eltern mit einem Kind bestätigen.
Nun ist ja bald Mai. Und die Kitas angeblich noch 17 Wochen geschlossen.

Hmm. Macht sich keiner Sorgen um die Generation V(irus)?
Keine sozialen Kontakte?
Außer den eigenen Eltern?
Gibt’s da schon Studien, wie sich das auswirken kann?
20 Wochen für ein 5 Jahre altes Kind, das sind 10% der Lebenszeit.
Und es werden Erwachsene mürrisch, wenn sie mal ein paar Wochen ohne Kontakt bleiben sollen?
Wie wäre es mal mit erzwungenen 4 Jahren?
Nicht zu vergessen, dass ich nicht weiß, wie ich home office ab Mai stemmen soll.
Platz gibt’s hier in der Wohnung nicht.
Mutter mit 2 Kindern alleine lassen?
Meine shopping runs sind schon genug Stress für alle Parteien.
Ohja, die Fahrt in die Hebammenpraxis ist inzwischen auch ein Graus, U-Bahn voll, will man da eine Mutter mit Kind alleine durch die Stadt fahren lassen, wenn es überall hustet?

Was nun machen, mit einem 4 Jahre alten Kind?
Für ältere gibt es jede Menge Ratgeber von allen möglichen Seiten. Und so ein Teenager kann sich gut mit seinen Freunden über moderne Medien austauschen.
Ein Kleinkind kann das nicht.

Die Kita ist ja nicht nur dazu da, die Brut mal 6 Stunden ausser Haus zu haben.
Sondern um sie so gut wie möglich auf das spätere Leben vorzubereiten.
Zu lernen mit Freunden und Gleichaltrigen.

Super Argumente sind in diversen Foren zur zeit:
„Früher hatten wir ja auch keine Kitas und aus uns ist was geworden“
Ja, genau, früher waren ja auch noch die Gummistiefel aus Holz. Allerdings haben früher auch die alten ab 60 das Zeitliche gesegnet und sich auf eine Eisscholle gesetzt, um die Gesellschaft zu entlasten.
Und dass es solch eine Situation noch nie gab, ist dir nicht aufgefallen?
Merkste selber, ne?
Außerdem läßt so ein Kommentar doch darauf schließen, dass in der emotionalen Entwicklung der Kommentatoren doch einiges schief gelaufen ist.

Ich bin jedenfalls für jeden Hinweis, wie wir die Situation verbessern können, dankbar. Denn mir ist klar, dass ein Öffnen der Kitas keine Lösung ist.

Corona-Erziehungsgeld. 80 – 90% des normalen Gehaltes?

Tldr: families with younger kids are fucked

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4 Kommentare zu Geburt und SARS-CoV-2

  1. Oli sagt:

    Oh, wie wahr. Meine sind 8 und 4,5 jahre und verstehen sich (meistens) ganz gut. Aber an manchen Tagen ist zumindest der Kleine dich deutlich betreuungsintensiver. Tagsüber arbeiten funktioniert nur für jeweils ein Elternteil, das andere ist mit Haushalt und Kindern beschäftigt. Kahless segne den Tag, an dem diese ganze Scheiße endlich vorbei ist. Nicht falsch verstehen, ich liebe Die Zeit mit den Kindern (meistens), aber etwas Abwechslung würde jedem von uns ganz gut tun…

  2. Muesli sagt:

    Ja wir sind momentan in der gleichen Situation, K1 4,5 Jahre und K2 12 Wochen.
    Ich bin jetzt seit 5 Wochen mit beiden den Tag über Zuhause, weil mein Mann nicht im Homeoffice arbeiten kann.
    Ab 23.07. Darf ich auch wieder 25h arbeiten genau wie mein Mann. Ich habe keine Ahnung wie wir das alles ohne Betreuung von K1 auf die Reihe bekommen sollen. Abgesehen davon fallen die Großeltern ja auch weg um K1 und K2 einmal die Woche zu betreuen damit wir insgesamt unsere 50 Wochenstunden Arbeit absolvieren können…

  3. jenny sagt:

    Ich biete K1 knapp 5 und K2 2,5. Unser Glück / Privileg: Beide Eltern machen Home Office in Teilzeit und wir haben einen Garten. Mache mir auch Sorgen, was das mit den Kindern macht. Das Große vermisst die Freunde. Das Kleine fing gerade an, Kontakt mit Gleichaltrigen zu knüpfen, das wird es jetzt nicht geben. Den Kindern geht viel verloren, den Eltern bei uns nur die Nerven…

  4. Muesli sagt:

    Ja K1 sehnt sich total nach Kontakt zu gleichaltrigen 🙁 und am Anfang hatte sie große Probleme sich mit dem geänderten Tagesablauf zurecht zu finden.
    Sie kam die erste Zeit auch wieder regelmäßig zu uns ins Bett nachts, obwohl sie schon seit sie 8 Monate ist in ihrem Bett schläft…

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