Sicherlich habt ihr alle davon schon auf Spiegel etc. gelessen. Deshalb gibts von mir mal wieder wissenschaftlichere Informationen.
Inzwischen wurde die Magnitude ja von 7.2 auf 7.7 und nun auf 8.0 Ml aufgestockt. Weshalb macht man das..nun, die erste auswertung geschieht automatisch und ist nur ein grober richtwert, der an Behörden, Katastrophenschutz usw. weitergeleitet wird.
Dann setzten sich Menschen ran und schauen sich die Seismogramme nochmal an.
Jetzt machen die Medien aber Druck und wollen schnell was hören..also sagt man einen weiteren Wert, der schon wesentlich näher am Endwert liegt.. Und am Ende steht dann die 8.0, liest sich schön und druckt sich noch besser. Was die Medien aber immer komplett verwirrt, da diese davon ausgehen, dass in der Wissenschaft die Genauigkeit absolut wäre.
Jetzt aber weiter im ext mit dem Erdbeben in Peru. Bevor ich jedoch erstmal ne Landkarte male, gibts einen schönen Daily Plot der STU:
ja, wir brauchen 2 Daily Plots..dumme Beben um die Mitternacht rum!
Man sieht sehr schön P und S Welle, die Coda und kann sicherlich, wenn man will noch einige PKP oder ähnliche Reflexionen erkennen..Aber das war nie mein Spezialgebiet, die globale seismische Aktivität;)
Der geneigte Seismologe kann hieraus schon die Entfernung ablesen.
Wir machen das aber nicht, sondern schauen uns ne Landkarte an mit den vorgeschlagenen Koordinaten:
(13.358°S, 76.522°W)
Hier das entsprechende Google Earth kml File
Aha, also irgendwo an der Westküste Südamerikas..und wie tief?
Ja, da hab ich aber schonmal Tiefere gesehen, ok, nicht im Schwarzwald, aber zumindest an dieser tektonischen Kante. Interessant sind für den geneigten Leser auch noch die roten Punkte rechts unten in der Ecke. Das sind Abbruchbeben, wenn die Nazcaplatte(in etwa die Pazifikplatte), die sich ja unter Südamerika schiebt, durch ihr eigenes Gewicht abknickt.
Wie lange hat das eigentlich bis zu uns gebraucht?
Das läßt sich ganz leicht zurückrechnen.
Mithilfe der theoretisch benotigten Zeit, die eine P-Welle braucht, um zu uns zu kommen (Laufzeit /travel time). Das ergibt folgendes Diagramm:
Hehe, hier gibts noch den berüchtigten Schatten zwischen 100° und 140°, Liegt daran, dass P-Wellen stark gebeugt werden, und S-Wellen sich im flüßigen nicht ausbreiten wollen..die Schweine!
Nach Rom hin, 98.03° Entfernung, hats 13:31.8 Minuten gebraucht. Unsere STU rechnet ja auch in UTC. Zeitpunkt des Erdbebens waren 23:40 Uhr. Angekommen ist das signal um 23:54Uhr…paßt!
Jetzt rechnen wir mal schnell aus, wie flink so ne seismische Welle eigentlich ist:
Etwa 100°entfernung bei Erdradius 6400km, das macht dann 9805km Wegstrecke.
812 Sekunden Fahrtzeit..und schon haben wir 12 km/s.
Alter Falter, entweder hab ich mich grad ordentlich verrechnett, oder das Ding saust nur so umher.
Ist aber Plausibel.
In den oberen Gesteinsschichten geht man von 4km/s bis max 8km/s aus.. und unten wirds schneller!
:))
Ja, ich weiß, wir haben hier im Kreis gerechnet..aber lustig ists trotzdem.
Schauen wir uns nun den Verlauf der Welle über ein paar Stationen an(im kleinen Maßstab ich ich das öfters im Feld machen dürfen):
Verglichen mit der Landkarte der Stationen:
Viel ist nicht zu erkennen, aber zumindest wird Brewton, Alabama(BRAL), vor Neilton Lookout, Washington(NLWA), erreicht.
Mit den nötigen Daten und der richtigen Software, kann man daraus, wenn man die Signale in Phase bringt, schön einen Beam erzeugen, der auf das Epizentrum zeigen..sollte;)
der echte Physiker will jetzt natürlich die freigesetzte Energie wissen..
3.8*10**15 Nm
und hier stockt mir etwas der Atem..denn ich war bei Erdbeben der Größenordnung immer von 10**20Nm ausgegangen..seltsam..
Zum Abschluß aber nochmal was Schönes, der Beachball:
Nein, hier der Richtige..
Der sieht aber garnicht schön aus..
Daher von mir eine bessere Version:
Ja, aber was sagt uns das?
Wir befinden uns wohl in Fall „Reverse“, was auch gut ist, denn so einen aufschub haben wir tatsächlich an der Plattengrenze hier zu erwarten.
weshalb komme ich nun erst nach einem Tag mit dem Artikel?
Ganz einfach, ich hab auf den Daily Plot der STU warten müssen.
Und den gibts logischerweise erst am darauffolgenden Tag. Allerdings erst ab 10 Uhr! Zu meiner Zeit wurde er um 4 Uhr morgens angelegt!
:))
(Für den Artikel hab ich etwa 3 Stunden gebraucht. Die meiste Arbeit bestand darin, entsprechende Bilder zu finden und bearbeiten.)
Alle Daten und die meisten der Landkarten, Diagramme stammen vom USGS.
Ich hoffe jedenfalls, dass der Artikel von Pendelanne nicht gar so böse beurteilt wird..und sie mir den publizistischen Stil verzeiht;)
Hmm, wieder was gelernt. Die Sache mit dem P-Wellen Schatten war mir neu.
Tja, globale Seismologie kann wirklich spaß machen..
Dieter weiß darüber aber viel mehr Bescheid..
Oder gar Ruedi vom BFO.
:))
Fein gemacht 🙂
Bin seit über einer Woche ohne Internet und so bin ich jetzt bestens informiert ohne einen Finger gerührt zu haben.